Geschichte, Kunst und Frömmigkeit der Vorfahren vereinigen sich oft in Bildstöcken am Wegesrand und an Hofeinfahrten vieler Bauernhöfe. Solche Statuen, Kruzifixe und "Heiligenhäuschen" sind Zeugen alter Kultur, die zu bewahren und zu pflegen sind ganz gewiss lohnt.
Diese steinernen Dokumente halten das Andenken an die Vorfahren besser wach, als vergilbte Papiere, die unleserlich geworden sind oder sogar von Mäusen zerfressen wurden.
Viele Bildstöcke sind Erinnerungen an wichtige Familienereignisse. Sie können auch eine Stätte der Besinnung sein.
In Billerbeck zählen wir zur Zeit 131 Bildstöcke und gehören mit zur Prägung des Münsterlandes.
Wir haben uns mit Liebe und Sorgfalt diesen Denkmalen zugewandt..
Quelle: Aufzeichnungen von Paul Schulze-Isfort
Bewertungsgrundsätze an Bildstöcken
Die Bewertung erfolgt im Abstand von 2 Jahren, nicht nach künstlerischen Merkmalen, sondern nach pietätvoller Pflanzung und Erhaltung im Laufe der Zeit.
1. Blumenschmuck am Bildstock
2. Pflege der Pflanzen – Bäume und Sträucher – Blütenreichtum und Wachstumsstand
3. Harmonie der Pflanzenfarben und Abstimmung von Farbe, Art, Form und Größe auf die Umgebung - Bewertungskriterien aus dem Jahr 1987
Bildstock entstanden Bildstockbeschreibung und Standort
um 15. Jh. Martersäule - Johanniskirchplatz
um 16. Jh. Ludgerus-Brunnen- Billerbeck
1650-1700 Die Mondsichelmadonna - Seniorenheim
1707/1878 St. Donatious - Sprenker-Bockholt, Dörholt
1721 Der Heilige Johannes von Nepomuk - Mühlenteich
1774 Jesus am Ölberg - Reinert, Bombeck
1843 Der Heilige Liudger - Schürmann, Bockelsdorf
1852 Wegkreuz - Grünefeld, Bexten
1881 "Swine Tüns", ein Heiliger des Münsterlandes - Johanniskirchplatz
1860 Muttergottes - Bexten, Bombeck
1883 Der Heilige Liudger - Zentrum
1864 Der Heilige Liudger - Seniorenheim
1890 Der Heilige Antonius - Hülsbeck, Osthellen
1891 Madonna - Eswig, Hamern
um 1900 Hakensieler Holzkreuz - Wermeltsche Gründerhof in Gerleve
1900 Wegkreuz - Große-Ahlert, Böckinghausen
1901 Der Heilige Antonius - Lutum-Gausling, Hamern
1904 Mariensäule - Gerleve
1911 Herz Jesu - Kock, Osthellermark
1914 Wegkreuz - Hermeling, Osthellen
1919 Herz Jesu - Middendorf, Osthellen
1921 Die Muttergottes - Pieper, Gerleve
1926 Mahnmal, Kapelle der Friedfertigkeit - Zentrum
1934 Steinkreuz Ludgeri-Rast - Gerleve
1935 Bildstock - Hülsmann-Borgert, Osthellen
1949 Pietá - Große-Lembeck, Hamern
1972 Kruzifix - Post/Dirks, Weihgarten
1987 Kruzifix - Verweilzone
2001 Kreuzstele - Schulze Esking, Beerlage
unbekannt Pietá - Alter Friedhof
unbekannt Muttergottes - Neiteler, Bombeck
unbekannt Kreuzweg - Alter Friedhof
Kleine religiöse Kulturdenkmäler an Straßen im Münsterland - LWL
Mein Denkmal und ich. dialogverlag Münster 2010
Bildstöcke und Denkmäler - Billerbeck und Umgebung / mit Radwanderkarte
Herausgeber: Wolfgang Suwelack-Stiftung 2005
unter Mitarbeit von Paul Schulze-Isfort (1920-1993)
Auszug aus den Aufzeichnungen "Billerbeck Impressionen aus der Sicht eines Blumenfreundes" von Paul Schulze-Isfort -
Mai 1985
Bei Archivierung der Bildstöcke, in den Anfängen des Jahres 1978 kam ich zu einer älteren Bauernfrau. Als ich nach der Geschichte ihres Bildstockes fragte und meine Notizen gemacht hatte, gab sie mir aus der Tischschublade eine alte vergilbte Zeitung - Tageszeitung Nr. 78 - vom 2.4.1953 - mehr konnte ich nicht erlesen. Hierauf stand folgendes Gedicht:
Dat aolle Krüs an'n Wegg
So öftere geihs du hier vörbi
un sühs nich, wat dao steiht vör di,
dat aolle Krüs an'n Wegg.
Et steiht dao all wull mannig Jaohr,
un manchereen wourd aolt un saohr,
bloß nich dat Krüs an'n Wegg.
Bi Wind un Wiar, bi Dag un Nacht
häolt usse leiwe Hiärgott Wacht
an't aolle Krüs an'n Wegg.
In'n Sommer, wenn de Blomen bleiht,
in'n Winter, wenn de Austwind geiht
üm't aolle Krüs an'n Wegg.
Du geihs vörbi un sühs et nich,
trecks nich di'n Hoot un biädds di nich
vör't aolle Krüs an'n Wegg.
Büs alltied drock, häs gar kin Tied.
Wees nich dat usse Här di süht
von't aolle Krüs an'n Wegg?
Nu holl es an förn Augenblick,
un dann verledd di es en lück
vör't aolle Krüs an'n Wegg.
Un si män bloß een bietken still,
dann weß du, wat't di seggen will -
dat aolle Krüs an'n Wegg. R.S.
Freie Übersetzung des Gedichts "Dat aolle Krüs an'an Weg" von Lothar Hauling
Das alte Kreuz am Weg
So öfter gehst Du hier vorbei
und siehst nicht, was dort vor Dir steht,
das alte Kreuz am Weg.
Es steht dort wohl schon viele Jahre
und manch einer (Mensch) wurde alt und sauer,
bloß nicht das alte Kreuz am Weg.
Bei Wind und Wetter, bei Tag und Nacht
hält unser lieber Herrgott Wacht
am alten Kreuz am Weg.
Im Sommer, wenn die Blumen blüh'n
im Winter, wenn der Ostwind bläst
um's alte Kreuz am Weg.
Du gehst vorbei und siehst es nicht
Ziehst nicht deinen Hut und betest nicht
vorm alten Kreuz am Weg.
Bist immer im Stress, hast gar keine Zeit,
weißt nicht, dass unser Herr (Herrgott) Dich sieht
vom alten Kreuz am Weg.
Nun halt ein für einen Augenblick
und dann verneig' Dich für eine Weile
vor'm alten Kreuz am Weg.
Und sei man bloß ein bisschen still,
dann weiß Du, was Dir sagen will
das alte Kreuz am Weg.
R.S.